Horrorurlaub in Österreich 2003
http://www.mostanzeiger.at/html/archiv/strandbad.htm
hier gleich komplett übernommen, ohne zu fragen.
Wo plärrt der Säugling herzerweichend nach Nahrung oder Reinigung, wo bellt Bello ohne nachvollziehbaren Grund vom Morgengrau bis zum Abendrot, wo werden weiße Leiber mit chemischen Bedenklichkeiten überzogen?
Genau, im Strand- oder Freibad. Dort wo das stets unübersichtlich belagerte Buffet in fester Hand bösartiger Zwerge - ihre sensorisch derangierten Eltern nennen diese Ausbünde Kinder - ist, die von der rotgesichtigen Kantineneignerin ein wässriges Eis am Krüppelfichtenstiel nach dem anderen und vom normalen Badegast stärkste Geduldsfäden einfordern, dort wo man sich nur durch brachiale Gewaltandrohung einen Zugang zum kühlenden Nass (diesen Namen verdient diese urinwarme Brühe schon Mitte der Saison nicht mehr) verschaffen kann, dort suchen wir Erfrischung und Erholung.
Zwingt uns die übertriebene Hitze zu solcher Anspruchslosigkeit, oder ist uns schon alles egal? Welchen Grund könnte es sonst geben, dass es erwachsene Menschen kein bisschen stört, für lauwarmes Bier in übel riechenden, zigmal recycelten Plastikbechern ein mittleres Wochengehalt in den niemals gesättigten Hals des Buffetpächters zu werfen. Noch dazu ist man gezwungen das brechreizende Getränk auf schiefen Tischchen einzunehmen, die zu allem Überdruss von einem sadistischen Gehilfen des Nimmersatten gleich neben den Toiletteanlagen aufgestellt wurden. Und so nippt der ammoniakumwehte Fatalist am teuren, durch schmutzstarrende Schankanlagen extrem keimreichen Warmbier (in dem mehr Lebewesen existieren, als im ans Buffet angeschlossenen Teich), klebt an der wackeligen Polyethylenbestuhlung fest und fragt sich nichts mehr.
Im Strandbad, das wenigstens über eine anständige Wasserqualität (wenn der Teich oder See nur groß genug ist) verfügt, tritt eine Spezies auf, die im Freibad nicht geduldet wird. Der Wochendsportler. An Land, kurz nach Aufschlagung seiner wegversperrenden Liegebetten, packt er sein Federballbesteck oder die Frisbeescheibe aus, und quält damit die im Halbschatten dösenden Ruhebedürftigen. Dauernd ist man gezwungen diesem verspielten Zappler, sein Sportgerät zurückzuwerfen, das einem nur knapp an der Schläfe vorbei gesaust ist.
Im Wasser tritt er verstärkt mit Flossen, Taucherbrille - in die er mehrmals hineinschleimt, weil sich dann angeblich die Durchsicht erhöht - auf und zieht seine Runden 1 Meter unter dem Wasserspiegel. Welche maritimen Wunder der Natur will er da anstaunen, wenn es doch nur monströse Gesäße in viel zu engen Badeanzügen aus denen strampelnde Fettbeine ragen, zu sehen gibt? Allergrößte Vor- und Umsicht ist geboten, wenn man in unmittelbarer Nähe zum Wasser einen oder mehrere Pumpende beobachtet. Das verheißt selten Gutes. Wahrscheinlich befüllen diese Kleinadmirale der Hölle gerade ein windiges Minischlauchboot, das sie nach erfolgreicher Aufblähung zu Wasser lassen gedenken. Dem kontemplativen Brustschwimmer fahren diese nautischen Flegel ungeniert über den Kopf und verhindern so das schnelle Auftauchen, was meist den drögen Bademeister aus seinem Strandstuhl zwingt um etwas Sauerstoff mündlich in den Fastertrunkenen zu blasen. Das hat leider einen unschönen Nebeneffekt. Durch die Intensivbehauchung des in allen Bädern der Stadt berüchtigten Trunkenbolds ist man zwar am Leben aber schwer alkoholisiert. Sollte man jedoch das einmalige Glück gehabt haben, dass man nicht vom Schlauchboot versenkt wurde, trifft einen bestimmt das Ruderblatt und zieht einen scharfen Scheitel auf dem fürderhin kein Härchen mehr sprießen wird.
Am späten Nachmittag, wenn man diesen Tag so weit ohne Notarzt überstanden hat, packt man seine sieben, von Sonnencreme befetteten Sachen zusammen, begibt sich zum Parkplatz, sucht dort eine dreiviertel Stunde das Auto, in das man sich nach erfolgreicher Auffindung setzt und hat ein neues hochinteressantes Erlebnis. Auch ein 120° heißer Fahrgastraum befördert uns nicht in eine bessere Welt. Nachdem das gröbste Flimmern vor den Augen weg ist und wieder die normale Herzfrequenz läuft, fährt man nach Hause, duscht bereits wegen der übermenschlichen Erschöpfung in Trance und fällt ins Bett, von dem man sofort wieder sprungfederartig empor schnellt - hat man sich doch einen veritablen Sonnenbrand geholt, der es verhindert, dass man diese Nacht auch nur für eine Minute ein Auge zu kriegt.
Und das soll Erholung sein?
Lieber Leon, wenn du nicht im Strandbad wärest wäre schon mal einer weniger ;)
Ich war heuer bis jetzt erst einmal baden - auf der Donauinsel -
ich wollte auch das berühmte "Laaerbergbad" in Wien zum erstenmal testen. (Ich wohne ja 20 Jahre beinahe daneben)
Aber aus Angst, eine/n der von dir geschilderten Personen zu treffen, ihn etwas zu tun - wirds wohl heuer auch nichts mit dem Laaerbergbad.
Dann hast du Leute wie wrohr und TopDog vergessen.
Die würden ihre Hunde auch in die Plantschbecken mitnehmen - vielleicht findet sich ja wieder mal ein Privatgeflügelfarmer aus Wien der auf die Idee kommt sein Federvieh mitzunehmen.
Irgendwie habe ich die Sorge daß eine neue Seuche entsteht ;)
Oder schon da ist ;]
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